Wie verkraften die Eltern das Ganze.

In den ersten Tagen hat man überhaupt keine Zeit über irgend etwas nachzudenken.Man funktioniert einfach nur.Dann glaubt man es zerreist einen innerlich und es ist nur noch ein unglaublich starke Schmerz in einem.So war es zu mindest bei uns.Als Mutter sitzt man am Krankenbett und denkt nur immer wieder warum mußte das passieren ,was hat diese Kind nur getan.Das einzige was ich konnte war weinen weil ja auch die Angst da ist das diese Krankheit das ENDE bedeuten kann.Aber ich habe es immer so gemacht das Michelle es nicht mit bekam das ich weinte.Aber eines Nachts als Michelle zur Toilette mußte konnte ich nicht mehr und die Tränen liefen mir über das Gesicht.Da sagte dieses kleine Mädchen von 3 Jahren zu mir:"Mama du mußt nicht weinen ich werde doch wieder gesund."da habe ich gemerkt das sie kämpft und wenn sie diese Kraft hat dann muß ich die auch haben.

Aber man kann nicht immer Stark sein,das mußte ich auch fest stellen.Dann habe ich mich verkrochen und einfach mal so richtig geheult und dann ging es wieder.Denn manchmal muß der Druck einfach raus und bei mir klappte das so ganz gut.

                                                  

Seit unsere Tochter in Therapie ist haben wir auch mitbekommen wie Kinder gestorben sind.Ich muß sagen das hat mich auch in ein tiefes Loch fallen lassen.Weil was will man solchen Eltern sagen?Auf der Onkologischen Station sieht man viel Elend an dem man selber nichts ändern kann und das finde ich immer am schlimmsten.Ich frage mich dann immer wie so das so sein muß?Aber an dieser Stelle möchte ich den Leuten danken die Blutspenden.Erst jetzt habe ich gemerkt wie wichtig das ist.Was mich erstaunt hat das die Eltern immer gegenseitig für einander ein offenes Ohr haben,obwohl doch alle selber genug Probleme haben,das hat mir sehr geholfen.Aus diesem Grund versuche auch ich anderen Eltern auf der Onko zu helfen in dem ich ihnen erzähle wie bei uns die Therapie anschlägt und läuft.Es ist warscheinlich nur ein ganz kleines Stück was ich helfen kann aber mehr kann ich leider nicht tuen.Ja diese Hilflosigkeit ist schrecklich aber man muß anscheinend lernen damit umzugehen.Ob ich das jemals schaffe weiß ich nicht.

Früher habe ich gedacht das ich Eltern verstehen könnte deren Kinder so krank sind wie meines heute.Aber da habe ich falsch gedacht.Man kann zwar sich vorstellen wie schlimm es ist wenn ein Kind krank ist aber das Ausmaß so einer Erkrankung ist für einen aussen stehenden nicht vorstellbar.

Es ist ja nicht nur die Sorge um das Kind.Das ganze Leben  ändert sich.Ich für meinen Teil habe gemerkt das es Dinge und Menschen gibt die vorher für mich wichtig waren,die nun für mich keine Rolle mehr in meinem Leben spielen.Das können viele nicht verstehen aber ich habe für mich entschieden das es wichtigere Dinge gibt als unerreichbarem hinter herzulaufen.Ich habe keine Lust mehr mich mit Dingen und Menschen zu beschäftigen wenn ich mich dabei nicht gut fühle oder schlimmer mich ärgern muß.Aus diesem Grund habe ich mich für ein anderes Leben entschieden und muß sagen das es mir besser damit geht und wenn Michelle erstmal in der Dauertherapie ist wird das bestimmt noch besser.Weil dann können wir auch wieder mehr unternehmen und sind nicht wie im Augenblick so stark eingeschränkt.Viele Dinge die für Andere selbstverständlich sind stellen bei uns oft Probleme dar.Wir müssen immer überlegen und planen wie wir altägliche Dinge geregelt bekommen,Das fängt beim Einkaufen an und hört bei Einladungen zu irgend welchen Feiern wieder auf.

Erst jetzt habe ich gelernt die Welt mit offenen Augen zu sehen.Hat es doch Zeiten gegeben in denen viele Dinge ganz wichtig waren,die nun noch nicht mal mehr nennenswert sind.

Auch das Wort FAMILIE hat für mich eine ander Bedeutung bekommen.

Damit sind nicht die Menschen gemeint mit denen wir Verwandt sind!Sondern die Menschen,die auch in schwerren Zeiten für einen da sind.Wir sind froh das es auch in unsere Nähe solche Menschen gibt,die uns geholfen haben in dem sie uns Mut machten und immer ein offenes Ohr für uns hatten wenn wir mal reden wollten.Wir sind stolz darauf solche lieben Menschen zu kennen.

                                                                                                               

22.Juni 2005

Noch nach 8 Monaten Dauertherapie habe ich Tage an denen ich nur noch Angst empfinde.Ich glaube diese Momente werden uns das ganze Leben begleiten.Aber das hat auch etwas Gutes,das Leben wir nicht zur Selbstverständlichkeit.Aber diese tiefen Momente der Angst,Wut und Traurigkeit machen einen auch auf irgend eine Weise stark.Denn erst dann bemerke ich was wir schon alles geschaft haben.

                                                        

11 Oktober 2005

Im Augenblick geht es uns Eltern oft schlecht und wir gehen beide anders damit um.Aber wir reden viel mit einander und das finde ich sehr wichtig.Denn sollten wir irgendwan aufhören mit einander zu reden dann ist alles aus.Die Tatsache das wir gehört haben das ein Kind,das wir kennen,einen Rückfall hat macht uns sehr zu schaffen.Wir fangen an alles in frage zu stellen vieleicht haben wir uns zu sicher gefühlt und haben angst davor das die Krankheit doch sehr nahe ist.                                                                                 

                                                                           

10.04.2006

Michelle ist nun seit fast 4 Wochen mit der Therapie fertig.Wir erwischen uns immer wieder dabei wie wir sie beobachten ob sie Blaueflecke hat oder ob sie blass im Gesicht ist.

Ja die Angst steckt uns im Hinterkopf.Wir hoffen das diese Angst irgendwan aufhört.Am liebsten würde ich als Mutter immer hinter Michelle herlaufen und aufpassen das sie sich nicht stößt oder sogar hinfällt.(bescheuert oder?)Aber ich muß lernen sie los zu lassen,hoffentlich gelingt mir das irgendwan.Manchmal stehe ich Nachts auf und schaue nach ihr und stehe dann einfach an ihrem Bett und schaue ihr beim schlafen zu,dann gehe ich noch zu meinem Sohn und verweile dort auch noch ein paar Minuten.Mirco hat sehr darunter gelitten das seine Schwester so krank war und das tut mir in der Seele weh.

                                                                       

23.11.2006

Es ist immer noch ein komisches Gefühl das Michelle nun schon über 8 Monate aus der Therapie raus ist und nur noch alle 6 Wochen nach Münster muß.Aber jedesmal wenn wir die Klinik betretten ist mir total schlecht und auch die Angst ist gleich wieder da.Jedesmal merke ich sofort wie mein Blutdruck steigt und ich einen roten Kopf bekomme.Das wir erst wieder besser wenn wir den Fingerpicks hinter uns haben und die Wert in den Händen halten.Wenn dann die Ärztin noch sagt das wir mit diesem Ergebnis richtig zu frieden sein können geht es mir wieder besser.Ich glaube das wird sich bei mir nie änder vieleicht auch ganz gut so damit man auf dem Boden der Tatsachen bleibt.

                                                                        

27.05.2007

Der letzte Eintrag liegt nun schon eine ganze Zeit zurück aber ich muß zugeben das mit dem komischem Gefühl wenn wir ein Blutbild machen wird bei mir nicht besser.Auch erwische ich mich dabei das ich Michelle beobachte ob sie blas ist oder irgend etwas anderes nicht so ist wie es sein sollte und nun ist sie schon über ein Jahr aus der Therapie aber was nicht ist kann ja noch werden.Irgendwan werde auch ich ruhiger.

                                                                          

3.08.2007

Leide klappt das mit dem ruhiger werden nicht so besonders gut.Immer wieder erwische ich mich dabei das ich Michelle genau beobachte ob sie Blas oder vermehrt blaue Flecken hat.Aber ich werde die Hoffnung nicht aufgeben abr die Zeit ist auch noch sehr lange bis sie als Geheilt gilt.Natürlich ist das keine Garantie das danach noch mal was ausbricht aber es ist dann zum größten Teil ausgeschlossen.

                                                                             

2.09.2007

Ich als Mutter habe immer wieder das Problem das viele in meiner Umgebung meinen das mit Michelle ist nun erledigt und es kann wieder zur Tagesordnung übergegangen werden.Aber das ist für Eltern die soetwas erlebt haben nicht so einfach.Es darf aber auch nicht vergessen werden was wir erlebt haben und das dieses eine Lebenbedrohliche Erkrankung war.Michelle hätte in der einen Situation auch sterben können,wenn sie nicht selber so aufmeksam gewesen wäre.Dazu kommt noch das wir Kinder kennengelernt haben die später gestorben sind und nicht wieder gesund geworden sind.Das hätte uns genauso passieren können.Vieleicht können die das auch nicht nach Empfinden und verstehen uns deshalb nicht.Leider ist es dann auch so das wir so gut wie niemanden haben mit dem wir reden können wenn es uns mal wieder zu sehr bedrückt.Ich (Michelles Mama) weiß auch das ich zu schnell Angst bekomme wenn irgendetwas mit Michelle und auch mit ihren Geschwistern ist aber tut mir leid ich kann einfach nicht anders.Ich bete das Alle denen die darauf mit Mißverständnis resgieren nie in so eine Situation kommen damit sie es verstehen.

                                                              

27.Dezember 2007

Oft passiert es mir das andere Eltern mich darauf ansprechen wie wir das alles geschaft haben mit Michelle.Das ist kein Problem für mich denn ich (die Mama) kann gut über das was alles passiert ist  Reden.Aber was mich dann doch etwas stört ist das viele Meinen man hätte es früher erkennen können und vieleicht sogar verhindern hätte können.

Die Ärzte haben uns damals versichert das diese nicht so ist und wir auch keine Schuld daran haben.Wir haben nichts Falsch gemacht und niemand hätte es verhindern können.

1.02.2009

Ist es denn Falsch das ich heute noch nicht Glauben kann das wir unter die Glücklichen gehören die es geschafft haben sollen.Erst ist die Frage warum mußte uns das passieren und die Frage warum sollten wir es wirklich geschafft haben.Immer wieder habe ich die Angst enttäuscht zu werden und das die Krankheit (Nennen wir das Kind doch beim Namen.Das die Leukämie) wieder kommt.Natürlich sind wir (ich) froh darüber das es Michelle so gut geht.


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